„Geistlich wandern mit Worten des Psalms 23“ rund um Sinbronn
Christliche Spiritualität kann auch in der Natur entdeckt werden. Geistliche Impulse lassen uns die Verbundenheit mit dem Gott der Bibel spüren, dem auch in der Natur unsere Begegnung gilt.
Die Gruppe „Frauenwanderungen“ war am Dienstag, den 4.2.2025 auf einem Rundweg mit geistlichen Gedanken um Sinbronn unterwegs.
Ingeborg Raab, qualifizierte Pilgerbegleiterin und Leiterin dieser Gruppe, begrüßte 39 Frauen in der St. Peterskirche, einer Wehrkirche, aus dem 11. Jahrhundert. Der 23. Psalm gehört zum Kernstück des Christentums, wird gerne bei Beerdigungen verwendet und wurde vielfach vertont. Der 2. Sonntag nach Ostern ist dem guten Hirten gewidmet, dem guten Hirten Jesus.
Manchmal wünsche ich mir das: einen, der für mich sorgt, der mir den rechten Weg zeigt und mich unbeschadet durch Gefahren führt; einen, der meinen Durst nach Leben stillt; einen, der sich mir zuwendet von Angesicht zu Angesicht. Gott ist nicht im Heiligtum zu suchen, sondern überall. Er kommt zu mir.
Verschiedene Übersetzungen und Übertragungen des Psalms wurden bei der Wanderung gemeinsam gelesen. Unterwegs gab es Stationen zum Nachdenken, am Wasser, im Feld, an der Straße und in der Nähe des Industriegebietes. Geistliche Impulse zu einzelnen Versen, gegenseitiges Gespräch über Erfahrungen und Schweigen, um die innere Stimme zum Klingen zu bringen.
Psalm 23 Übertragung nach Jörg Zink
Der Herr ist mein Hirte,
mir wird nichts mangeln.
In einer reichen Aue ist meine Weide,
frisches Wasser quillt für mich,
wo immer er mich hinführt.
Er erquickt meine Seele.
Er führt mich auf rechten Wegen,
denn Gott ist es, der mich führt.
Und wenn ich im finsteren Tal wandere,
fürchte ich kein Unheil,
denn du bist bei mir.
Dein Stab, dein Speer,
sie schützen mich und geben mir Frieden.
Du deckst einen Tisch vor meinen Augen,
allen Feinen zum Trotz.
Du salbst mein Haupt mit Öl
Und füllst mir den Becher.
Mit Güte und Freundlichkeit
umgibt mich der Herr
alle Tage meines Lebens,
und ich habe Wohnrecht in seinem Haus
jetzt und in Ewigkeit.
Der Psalmbeter preist Gott als Guten Hirten, er redet von grünen Auen, frischem Wasser und rechter Straße. In der Einheitsübersetzung (Ökumenische Übersetzung) wird von der Lebenskraft, die der Beter wieder zurückbekommt, gesprochen, auf Pfaden der Gerechtigkeit wird Gott ihn führen. Der Psalmbeter kennt Angst, Todesgefahr, Dunkelheit und Abgründe, Sterben, Trauer, Unrecht, Verfolgung, Krieg, Ausweglosigkeit. Mit Stecken (Keule) und Stab (Langstab), so wie der Hirte seine Werkzeuge zur Verteidigung gegen Feinde und Raubtiere einsetzt, gibt Gott Schutz und Frieden. Gerade dort, im Todesschatten, erhält der Psalmbeter die Gewissheit, dass Gott ihn selbst verteidigt. Allen Feinden zum Trotz erweist sich Gott als wunderbarer Gastgeber. Die Fülle des Bechers und die Salbung, die sonst nur Könige vorbehalten wird: Gott bewirtet ihn großzügig beim Festmahl. Im letzten Vers wird die Zusage Gottes, das Wohnrecht auf Lebenszeit, die ewige Gemeinschaft mit Gott besungen.
Was bleibt, wenn der Zweifel und die Gottesferne stärker sind? Wenn sich die Verheißungen des Psalms nicht oder nicht gleich erfüllen? Der Psalm, der über Jahrhunderte von vielen Menschen gebetet wurden, kann eine Ermutigung sein, durchzuhalten und nicht zu verzweifeln, gerade im Tal der Gottesferne. Keine Dunkelheit dauert ewig, darauf vertrauen, dass Gottes Stecken und Stab da sind. Weiter hoffen, weiter lieben, trotzdem beten. Es gibt diese Momente, in denen spürbar ist, dass Gott da ist und dann geht unerwartet der Himmel auf.
Gebet:
Du Gott, dein Name ist: Ich bin da. Du bist da, jetzt, da ich bewusst an dich denke. Du bist da, auch wenn meine Gedanken nicht bei dir sind. Du bist da, du umhüllst mich. Du bist da, du erfüllst jeden Raum, auch jede finstere Schlucht mit deinem Dasein. Leg diesen Tag als Geschenk in meine Hände und erfülle mich mit Freude, Trost und Dankbarkeit. Du Gott, den Name ist: Ich bin da. Amen.
Die Gastgeberinnen in Sinbronn deckten einen Tisch – zu unserer Freude – überreichlich mit Kuchen, Brötchen und Kaffee. In fröhlicher Runde konnte dieser Nachmittag, trotz Wolken, Winterwetter und wenig Fernblick, in guter Erinnerung bleiben.
Ingeborg Raab